Windelfrei
Im Folgenden möchte ich eine Methode vorstellen, mit der man auf sehr natürliche und beglückende Weise auf ein grundlegendes Bedürfnis eines Babys eingehen kann: nämlich sauber und trocken zu sein, mit allen Körperfunktionen wahrgenommen und verstanden zu werden. Obwohl diese Methode auch unter dem Namen “windelfrei” bekannt ist, heißt das nicht, dass man auf Windeln und die damit verbundene Sicherheit verzichten muss. Stattdessen kann man sich über trockengebliebene Windeln und eine gelungene Kommunikation mit seinem Kind freuen – lange bevor es sprechen kann.
Wie funktioniert “windelfrei”?
Es funktioniert, da sich selbst ein neugeborenes Kind seiner Ausscheidungen bewusst ist und sein bevorstehendes Geschäft ankündigen kann. Obwohl seine Signale zunächst sehr subtil sind, kann man sie kennen- und verstehenlernen. Dann wird es möglich, das Baby im rechten Moment abzuhalten, anstatt es in die Windel machen zu lassen. Gehalten über eine Schüssel, über die Toilette, ins Gebüsch etc. kann es sein Geschäft entspannt verrichten. Zur Verdeutlichung kann man ihm dabei ein akustisches Zeichen wie z. B. “psss” geben. Mit der Zeit wird man sich intuitiv auf eine gemeinsame Sprache einstellen. Auch das Kleine wird sich dabei immer verständlicher äußern, sodass “windelfrei” oder besser “Abhalten von Anfang an” die Beziehung zwischen Baby und Eltern bzw. anderen Bezugspersonen in einer sehr besonderen Art bereichern und vertiefen kann.
Was sind weitere Vorteile dieser Methode?
Das Abhalten ist im Vergleich zum herkömmlichen alleinigen Windeln mit Einweg- bzw. Stoffwindeln wesentlich ökologischer und preiswerter. Auch der Zeit- und Arbeitsaufwand ist mit Ausnahme der ersten Monate geringer. Allerdings erfordert es eine hohe Präsenz und ein sofortiges Eingehen auf das Baby.
Dieses ist dadurch meistens trocken, sauber und zufrieden. Ausschläge im Windelbereich treten so gut wie nicht auf. Auch die Verdauung des Kindes wird positiv beeinflusst, der Stuhlgang erleichtert.
Wenn den Ausscheidungsprozessen des Babys von Anfang an Aufmerksamkeit geschenkt wird, ermöglichen das ihm, sich dieser bewusst zu bleiben. Damit wird die Absurdität umgangen, das Kind erst zu lehren, in die Windel zu machen, und später genau das Gegenteil von ihm zu erwarten.
Wie erkennt man, wann ein Baby “muss”?
Erfahrungsgemäß pullern und kackern die Kleinen kurz nach dem Aufwachen und nach dem Stillen fast immer. Gerade am Anfang kann man sich daran gut orientieren und das Baby genau in diesen Momenten abhalten. Auf diese Weise werden wird man gut mit der Methode vertraut und lernt die spezifischen Signale des Kindes kennen. Diese können individuell recht verschieden sein und von Unruhe, mimischen Veränderungen, Weinen, bestimmten Lautäußerungen bis hin zu einem ernsten, in sich gekehrten Blick reichen. Daneben kann man auf seine eigene Intuition vertrauen: Der plötzlich einkommende Gedanke, es sei Zeit, das Kind abzuhalten, ist sehr verlässlich.
Wenn das Baby sich streckt oder sich von seiner Umgebung ablenken lässt, zeigt es an, dass es fertig ist oder gerade nicht muss oder dass es schlichtweg nicht abgehalten werden will, obwohl es “muss”. Das kommt leider auch vor – vor allem in dem Alter, wenn krabbeln und spielen verlockender werden.
Ab welchem Alter kann man ein Baby abhalten?
Man kann bereits kurz nach der Geburt mit dem Abhalten beginnen. Gerade die Ausscheidung des klebrigen Mekoniums wird dadurch sehr erleichtert. Allerdings verrichten die Kleinen ihr großes Geschäft in den ersten Lebenswochen oft schon während des Stillens. Wenn die Mutter den Stuhlgang auffangen möchte, sollten sie im Sitzen stillen und dabei ein Gefäß unter ihr Neugeborenes halten. Erfahrungsgemäß dauert es nicht lange und die Kinder unterbrechen das Stillen von selbst, um es erst nach dem Abhalten fortzusetzen. Sollten eine Mama nach der Geburt noch einige Zeit brauchen, um wieder zu Kräften zu kommen, kann sie mit dem Abhalten auch erst nach einigen Tagen oder Wochen beginnen, ohne dass das langfristig von Nachteil wäre.
Welche Utensilien benötigt man?
- mehrere kleine oder auch größere Plasteschüsseln
Gerade im Wochenbett bietet es sich an, wenn man zwei Schüsseln an Ort und Stelle hat, damit eine stets leer und einsatzbereit ist, ohne dass man ständig aufstehen muss.
Für Mädchen reichen solche einfachen Schüsseln aus dem Drogeriemarkt, wie sie hier abgebildet sind. Für Jungen empfiehlt sich doch eher eine spezielle Abhalteschüssel mit Spritzschutz wie das Töpfchen von “Easypisi”, was mit seinem breiten Rand natürlich auch für Mädchen komfortabler ist als eine normale Schüssel.
Für unterwegs ist eine Schüssel mit Deckel ganz praktisch, da es nicht überall Möglichkeiten zur Entsorgung des Inhaltes gibt. Die direkte Benutzung der Toilette ist natürlich auch möglich…
- abhängig von Waschfrequenz und “Erfolgsquote” ca. 30 bis 50 einfache Mullwindeln
Es hat sich bewährt, diese mehrfach zu falten (erst zu vierteln und dann zu dritteln) und als Steg bzw. Einlage zu verwenden.
- zwei bis drei wasserdichte Woll-, Fleece- oder Microfaser-Überhosen
Wichtig ist, dass sich die Windel leicht herunter- und wieder hochziehen lässt und zugleich einfach auswechselbar ist. Die Verwendung von Wegwerfwindeln ist ebenso möglich, allerdings hat das den Nachteil, dass man nicht nachvollziehen kann, wann und wie viel das Baby gepullert hat.
Was erleichtert die Umsetzung des Abhaltens?
- zweiteilige Kleidung, also bevorzugt Hemdchen und Strumpfhosen anstelle von Bodys und Strampelanzügen, Verzicht auf Latzhosen mit kompliziertem Verschluss, Benutzung extra für das Abhalten entwickelter Split-Pants etc.
Auf diese Weise kann man den Po schnell freimachen – noch ehe das Geschäft in die Hose gehen konnte.
Für die kalte Jahreszeit ist ein Schneeanzug mit einem Reißverschluss bis auf den Rücken hoch günstig, der sich von beiden Seiten öffnen lässt.
Es gibt bereits eine Menge Online-Shops, die geeignete Überhosen und für „windelfrei“ konzipierte Kleidung anbieten.
- gerade anfangs viel Körperkontakt, Tragen des Babys
Unter diesen Bedingungen lässt sich der Rhythmus des Babys gut kennenlernen. Seine Zeichen, etwa Erhöhung des Muskeltonus und seine Versuche, sich aus dem Tuch bzw. der Trage herauszustrecken, können so deutlich wahrgenommen werden.
Es empfehlen sich Trageweisen, bei denen man das Baby herausnehmen und wieder hineinsetzen können, ohne das Tuch bzw. die Tragehilfe neu binden zu müssen. Mit der RingSling, einigen der gängigen Carrier, aber auch beim Hüftsitz, der einfachen und doppelten Kreuztrage mit dem Tragetuch ist dies gegeben.
- Schlafen in einem gemeinsamen Bett
Im Schlaf pullert ein Baby normalerweise nicht. Stattdessen wacht es kurz auf oder wird im Halbschlaf unruhig, was man am besten merken, wenn man dicht bei ihm ist. Wenn man mit einer kleinen Schüssel ausgestattet ist, kann das Baby sein Geschäft sogar unter der warmen Bettdecke verrichten. Denkbar ist aber auch eine große Schüssel vor dem Bett.
Je nach Kind und abhängig von der eigenen Motivation bzw. Müdigkeit kann man die Windel nachts auch ganz weglassen. Für Malheure sollte jedoch immer ein guter Matratzenschutz vorhanden sein.
- Ausprobieren verschiedener Abhalteszenarien von Anfang an
… damit man später das rote Töpfchen nicht zu jedem Einkaufsbummel mitnehmen muss. 😉
Wie häufig klappt es? Wie oft geht etwas daneben?
In den ersten Monaten, in denen Babys pro Tag 20 bis 25 Mal pullern und auch mehrmals täglich kackern, sollte man mit drei bis acht nassen Mullwindeln pro Tag rechnen, ab dem sechsten Monat mit zwei bis fünf. Das große Geschäft geht erfahrungsgemäß nicht in die Hose. Aber auch hier gilt, dass es Ausnahmen gibt, z. B. während der ersten Wochen oder wenn das Kind krank ist.
Auffallend ist, dass auch schon ganz kleine Babys wirklich genau in dem Moment lospullern, wenn sie in Position gebracht wurden. Trotzdem ist das schnelle Reagieren der Erwachsenen gefragt, denn anhalten können die Kleinen ihr Geschäft nur sehr kurz.
Mit zunehmenden Alter tritt in dieser Hinsicht Entspannung ein. Dann bleibt nach dem Aufwachen und nach dem Stillen genügend Zeit, das Kleine in aller Ruhe zur Toilette zu bringen.
Gelingt das Abhalten immer gleich gut?
Nein, das ist nicht der Fall. Gerade wenn das Kind zu krabbeln bzw. zu laufen beginnt, sind ihm diese Dinge oft wichtiger. Doch auch wenn es krank ist, wenn es Veränderungen im Tagesablauf gibt oder wenn andere Menschen es betreuen, kann es vorkommen, dass es wieder häufiger in die Windel macht oder sich einfach nicht abhalten lässt (obwohl offensichtlich ist, dass es “muss”!). Auch zu Beginn der kalten Jahreszeit gibt es oft „Rückschritte“.
Manchmal hilft schon etwas Abwechslung, z. B. das Abhalten vor einem Spiegel, sodass es Blickkontakt zum Erwachsenen aufnehmen und dessen Grimassen beobachten kann… Auch ein in die Hand gegebenes Spielzeug kann hilfreich sein, solange es nicht selbst in der Schüssel oder schlimmer noch Toilette landet. Wenn das Kind schon alleine sitzen kann, ist es eine gute Idee, auch mal ein Töpfchen oder eine Sitzverkleinerung für die Toilette auszuprobieren. Mitunter findet das mehr Anklang als das Abgehaltenwerden.
Ansonsten gilt es, die Weigerung des Kindes wohlwollend(!) zu akzeptieren. Nach einigen Tagen geht es dann oft von selbst wieder besser.
Funktioniert das Abhalten auch, wenn man es nur gelegentlich praktiziert?
Ja. Vorstellbar ist, dass Baby immer dann auch abzuhalten, wenn es sowieso gewindelt wird, oder nur nach dem Aufwachen. Selbst wenn man “nur” das große Geschäft auffängt, spart es doch Zeit und Arbeit. Im Großen und Ganzen ermöglicht man dem Kind auch mit nur gelegentlichem Abhalten, sich seiner Ausscheidungsfunktionen bewusst zu bleiben, sodass es ihm später leichter fallen wird, die Windeln ganz abzulegen.
Wann werden abgehaltene Kinder “trocken”?
Je nach Entwicklung des Kindes wird es zwischen dem ersten und zweiten Geburtstag so weit sein. Da das Abhalten und das Auf`s-Klo-Gehen – wenn es von klein auf praktiziert wird – für das Kind eine absolute Normalität ist, wird es sein „Ich muss mal.“ relativ zeitig gezielt äußern. Auch hier sind die Zeichen sehr individuell und manchmal gar nicht so einfach zu verstehen. So könnte das Kind sein Töpfchen bringen, zur Toilette gehen, an der Hose herumziehen, weinen, etwas sagen oder einfach nur zu auf seine Bezugsperson zugehen.
In jedem Fall empfiehlt es sich, keinen übertriebenen Ehrgeiz zu entwickeln, sondern auch bei jeder nassen Windel ruhig und liebevoll zu bleiben. Die gelegentlich nassen Windeln gehören dazu und sind in höchstem Maße menschlich ;-).
Literaturempfehlungen
Wer noch mehr über das Abhalten erfahren möchte, dem seien die Bücher von Ingrid Bauer “Es geht auch ohne Windeln!: Der sanfte Weg zur natürlichen Babypflege” und von Laurie Boucke “TopfFit!: Der natürliche Weg mit und ohne Windeln” empfohlen.
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Tragen
Seit ich in meiner Jugend den Klassiker “Auf der Suche nach dem verlorenen Glück” von Jean Liedloff gelesen hatte, war für mich klar, dass ich meine zukünftigen Kinder tragen würde. Als sich 2001 mein Sohn ankündigte und wir im Umfeld erzählten, dass Kinderwagen, Stubenwagen, Wegwerfwindeln und Schnuller nicht zu unserer Baby-Erstausstattung gehören würden, wurden wir reichlich skeptisch angeschaut … Umso wichtiger war unser Tragetuch, welches uns über Jahre ein unentbehrlicher Helfer wurde. Auch beim zweiten Kind trugen wir ausschließlich mit Tuch. Erst beim dritten Kind kamen dann auch ein RingSling und ein MeiTai dazu. Mit den neu aufgekommen Schnallentragen wollte ich mich nicht anfreunden. Stattdessen nähte ich kurzerhand mein Tragetuch so um, dass ich es für die Rückentrage so nutzen konnte wie einen Carrier, bei dem man das Kind ganz einfach auf- und absetzen kann.
Besondere Höhepunkte für eine Trageliebhaberin wie mich waren neben den geglückten Einsätzen der Tragehilfen in besonderen Situationen (Betreuung mehrerer, z. T. renitenter Kinder, Wandertouren, Reisen, winterliche Kälte) die Teilnahme an den Dresdner TrageTagen, wo Fachvorträge und Workshops stattfanden und auch viele namhafte Hersteller von Tüchern und Tragen ihre Tragehilfen vorstellten, wobei sich ein inspirierender Austausch ergab.
Die Jahre vergingen. Die Kinder wuchsen aus dem Tragealter heraus, doch die Ideen, wie man das Tragen noch einfacher gestalten könnte, blieben. 2023 war dann endlich genug Zeit, um die in der Schublade liegenden Entwürfe für die Umgestaltung von Tragen (MeiTais und Halbschnallen-Tragen), das Umnähen von Tüchern sowie meine selbst entwickelte Trage nur aus Tragetuchstoff in die Umsetzung zu bringen.
Welche Bindeweisen mit dem Tuch eignen sich, wenn man das Kind schnell hinein- und wieder heraussetzen möchte?
Mit dem normalen Tragetuch sind es folgende Bindeweisen, bei denen das Kind ohne Aufknoten und “Abwickeln” herausgenommen werden kann, das Tuch umgebunden bleiben und das Kind später unkompliziert wieder hineingesetzt werden kann:
- doppelte Kreuztrage (am bequemsten mit Knoten vorn – unter dem Po des Kindes)
- Känguruhtrage (mit Knoten vorn unter dem Po des Kindes)
- modifizierte Wickelkreuztrage (gekreuzte Tuchbahnen nicht aufgefächert, sondern unter dem Po des Kindes verknotet)
- Hüftsitz mit über der Schulter parallel verlaufenden Tuchbahnen (mit Knoten unter dem Po des Kindes)
- sog. Hüftschlinge (mit Knoten unter dem Po des Kindes)
Bei der doppelten Kreuztrage wird das Kind nach vorn bzw. oben herausgenommen. Bei allen anderen der genannten Bindevariationen wird das Kind nach unten herausgenommen, wobei die Tuchbahn an seinen Rücken und teilweise auch die Tuchbahnen, die zum Knoten führen, nach oben genommen werden.
Beim RingSling wird das Baby auch nach unten herausgenommen, wobei der Tuchstoff nach oben – über seinen Rücken und seinen Kopf – geführt wird.
Beispiel Doppelkreuztrage:
Beispiel Hüftschlinge:
Die einfache Kreuztrage und den einfachen Hüftsitz habe ich nicht mit genannt, da sie in Sachen Komfort leider nicht mit den anderen Bindeweisen mithalten können.
Wie kann man MeiTais und Halbschnallentragen nutzen, ohne sie jedes Mal neu binden zu müssen?
Inhalt folgt demnächst.
Wie gelingt es, zwei Kinder gleichzeitig komfortabel zu tragen?
Das gelingt nur mit Überlegungen im Vorfeld, welche Kombinationen von Tragehilfen und Bindeweisen passen, mit einer gut vorbereiteten Umgebung, in der beide Kinder sicher auf das Einbinden warten und leicht hochgenommen werden können, mit Übung sowie einem gewissen Maß an Fitness, Beweglichkeit und Stressresistenz. Selbst, wenn man anfangs nur mit Tragepuppen übt, ist es herausfordernd und hält Überraschungen bereit, wenn nicht jedes Detail durchdacht war: welches Tuch oder welche Trage unter dem/der anderen liegen sollte, welcher Bauchgurt mit einem anderen ins Gehege kommen könnte usw.
Dass es machbar ist, zeigen die folgenden Fotos, in denen verschiedene Kombinationen dargestellt sind. Bei fast allen ist es möglich, die Kinder ohne Aufbinden herauszunehmen und auch ohne neues Binden wieder hineinzusetzen.
Beim Tragen beider Kinder auf der Hüfte empfehlen sich folgende Kombinationen:
- Hüftsitz mit einem längeren Tuch (siehe erstes Foto) oder sog. Hüftschlinge (siehe drittes Foto) mit gleicher Bindeweise auf der anderen Seite
- ein RingSling, welcher unten verlaufen sollte, mit Hüftsitz oder Hüftschlinge mit dem Tuch oder mit MeiTai (mit weichem Bauchgurt zum Binden!) auf der anderen Seite
Zwei RingSlings halte ich für problematisch, weil die beiden Doppelringe, wenn sie übereinander liegen, eine Gefahr für die kleinen Händchen darstellen, die in ihnen eingeklemmt werden könnten. Auch ist es nicht so einfach, einen RingSling straffzuziehen, der ganz in der Nähe des Gesichts des zweiten Kindes verläuft. - zwei Tücher, die jeweils zur Hüftschlinge gebunden und dabei durch einen Ring geführt werden (siehe zweites Foto)
- ein umgenähtes, langes Tragetuch, in dem beide Kinder sitzen (siehe fünftes Foto)
In Sachen Komfort ist es mein Favorit :-), zudem meine Erfindung.
Beim beidseitigen Hüftsitz ist das Hineinsetzen und Herausnehmen der Kinder recht einfach, da man das erste Kind beim Hantieren mit dem zweiten einfach weit zur Seite, bis fast zum Rücken schieben kann, wodurch man für das erste Kind beide Arme ungehindert zur Verfügung hat.
Eine Schwierigkeit hingegen ist das korrekte Legen der Tuchbahnen über die Schultern. Dort rutschen diese nämlich gern in Richtung des Halses der/des Tragenden, um dort unangenehm einzuschneiden. Da hilft es nur, sie regelmäßig wieder nach außen zu schieben oder die innenliegende Tuchseite nach außen hin umzuschlagen.
Beim gleichzeitigen Tragen vor dem Bauch und auf dem Rücken bieten sich folgende Tragweisen an:
- Wickelkreuztrage oder doppelte Kreuztrage vorn, kombiniert mit MeiTai mit weichem Bauchgurt zum Binden! oder Rucksacktrage mit dem Tuch oder Onbuhimo hinten
Hierbei können sowohl das Bauch- als auch das Rückenkind unabhängig voneinander herausgenommen werden. Wenn man den MeiTai klug bindet, kann man das Rückenkind auch herausnehmen, ohne den MeiTai abnehmen zu müssen. - MeiTai oder Halbschnallentrage vorn, kombiniert mit Rucksacktrage mit dem Tuch oder Onbuhimo hinten
Das lässt sich zwar einfach anlegen, aber leider bekommt man das vordere Kind nur dann aus der Trage, wenn man zuvor das hintere abgesetzt hat …
Der Gurt des MeiTais bzw. der Halbschnallentrage sollte unter dem Kind auf dem Rücken verlaufen, was meist problemlos möglich ist, da ein Kind hinten generell höher eingebunden wird als vorn. Schließlich will es ja über die Schulter schauen oder seinen Kopf bequem an die Schulter anlehnen können.
Bei den kombinierten Bauch-Rücken-Trageweisen muss sichergestellt sein, dass das vordere Kind beim Nach-vorn-Beugen, welches zum Aufsetzen des anderen Kindes auf den Rücken notwendig ist, an Kopf und Nacken gut gehalten ist. Für das Kind vorn muss also genügend Tuchstoff übrig sein, welcher über seinen Kopf gezogen werden kann, oder es muss eine Kopfstütze vorhanden sein, die vor dem Aufsetzen des Rückenkindes über den Kopf des Bauchkindes gezogen und fixiert wird.
Wie man zwei Kinder mit zwei Vollschnallentragen tragen könnte, ist mir noch ein Rätsel, da die meist breiten Hüftgurte mit Schnalle kollidieren. Umso mehr bewähren sich für vorn die einfachen Bindeweisen mit dem klassischen Tragetuch, v. a. die Doppelkreuztrage. Bei dieser sind die Tuchbahnen über den Rücken der/des Tragenden ganz glatt, es gibt keinen Knoten am Rücken, das Hinein- und Heraussetzen des Kindes ist super-einfach und auch für das Stützen des Kopfes ist noch genug Tuchstoff da.
BINDEANLEITUNGEN
… findest Du hier.
EINZELBERATUNG & WORKSHOPs
Ich biete im Raum Dresden an:
- individuelle Beratung sowie auch Workshops zum Abhalten
Die Schwerpunkte hierbei können entsprechend der eigenen Bedürfnisse und Interessen ausgewählt werden: Gestalten des Abhalten in den allerersten Tagen nach der Geburt, geeignete Abhaltepositionen und Hilfsmittel (von Windeln, wasserdichten Unterlagen, praktischer Kleidung – auch selbstgenäht – über verschiedene Töpfchen und Schüsseln), Herangehensweisen in besonderen Situationen wie Reisen, Winterwetter, Fremdbetreuung … Vielleicht möchtest Du den Fokus auch auf die Verbesserung Deiner Intuition und nonverbalen Kommunikation mit dem Baby richten. Und für den Fall, dass Dein Kind sich gegen das Abhalten sträubt oder das Abhalten mit Konflikten, Anspannung und Enttäuschung verbunden ist, können wir gemeinsam nach einer Lösung suchen.
- Trageberatung
Dabei ist mir wichtig, dass Du Freude am Tragen findest und Techniken für verschiedene Anforderungen erlernst, die bequem sind, sicher, wo das Baby in korrekter Spreiz-Anhock-Position und allseits gut abgestützt sitzt, die pragmatisch sind, also kein ständig neues Binden des Tuchs oder der Trage erfordern und ein schnelles Rein- und Raussetzen ermöglichen. Gerade, wenn man sein Baby abhält und/oder auch noch flinke größere Geschwister betreuen muss, ist das von großem Wert.
Auch möchte ich Lösungen zeigen, bei denen Du nur wenig zusätzliches Equipment benötigst: wo eine Tragehilfe vom Neugeborenenalter bis ins Kleinkindalter verwendet werden kann, wo Du nicht zwingend eine spezielle Tragejacke brauchst etc.
Da ich selbst mit den Vollschnallentragen mit breitem Hüftgurt nicht gut zurechtkam, habe ich mich auf das Tragen mit klassischem, gewebtem Tragetuch, dem RingSling und den MeiTai-ähnlichen Tragen aus Tragetuchstoff spezialisiert. Hinzu kommen die von mir umgenähten Tragen und die Tragetücher, die um einen Bauchgurt erweitert wurden, meine selbst entworfene All-round-Trage aus Tuchstoff sowie umgenähte lange Tücher zum Tragen von zwei Babys im Hüftsitz.
Zum Ausprobieren sind Tragetücher und RingSlings von Didymos, Girasol, Hoppediz und Storchenwiege vorhanden, außerdem die MeiTais der erstgenannten drei Firmen (DidyTai, MySol, Hop-Tye Conversion) sowie der BabyCarrier von Storchenwiege, eine Halbschnallentrage.
Die Beratung zum gleichzeitigen Tragen von Zwillingen oder auch von zwei unterschiedlich großen Kindern ist mir ein besonderes Anliegen. Neben der Vermittlung der Grundlagen und Tipps für die Umsetzung in verschiedensten Situationen (zu Hause und unterwegs, im Winter …) wird es ausreichend Gelegenheit zum Üben geben.
Für die Beratung incl. Ausprobieren und Üben der Tragetechniken halte ich für Trageneulinge drei Termine für sinnvoll:
- den ersten Termin vor der Geburt zum Überblick über die Tragesysteme, die Vermittlung von Grundlagen des Bindens (u. a. strähnchenweises Festziehens des Tuchs am Kind, Überprüfung der korrekten Sitzposition, Knoten eines flachen Knotens), Informationen, ab welchem Alter/Entwicklungsstand des Kindes welche Trageweise möglich ist sowie den ersten Übungen, a. e. für den Papa, da bei werdenden Mamas der dicke Bauch Trageweisen am Bauch und auf der Hüfte nicht zulässt
- den zweiten Termin kurz nach der Geburt, um die ersten praktischen Trageversuche anzuleiten und zu begleiten, Sicherheit zu geben
- den dritten Termin, wenn das Baby sein Köpfchen sicher halten kann und nun das Tragen auf dem Rücken möglich wird
Das Tragen mit Tuch und tuchähnlichen Tragen will gelernt sein. Nach anfänglichem “Oh Gott” wird es wie das Spielen eines Instruments, wobei jeder Handgriff sitzt, auch wenn das Kind mal übermüdet ist und weint, nicht gut mitmacht …
In der Beratung hast Du die Möglichkeit, zuerst mit den Tragepuppen (Franz, 3,5 kg schwer, so groß wie ein Neugeborenes, und Friedrich, 5,5 kg schwer und so groß wie ein Einjähriges) zu üben, bis Du so viel Sicherheit ausstrahlst, dass die Versuche mit Deinem Baby für Euch beide entspannt und befriedigend sein werden.
Für die individuelle Beratung (Abhalten und/oder Tragen) kannst Du einen Termin telefonisch, via E-Mail oder über das Kontaktformular vereinbaren.
Die Kosten betragen 30 € pro Stunde. Ein Zeitrahmen von anderthalb bis zwei Stunden ist realistisch für die ersten beiden Termine der Trageberatung, für das Erlernen der Rückentrageweise ist im Normalfall etwas weniger Zeit erforderlich (obwohl es auch da Kniffe wie das Hochziehen der Nacken- bzw. Kopfstütze und das Anziehen einer Tragejacke gibt).
Hausbesuche sind möglich, gerade für die Trageberatung und auch Infos zur praktischen Umsetzung des Abhaltens kurz nach der Geburt. Je nach Dauer des Anfahrtsweg berechne ich die Wegekosten individuell.
Workshops zum Abhalten biete ich auf Anfrage, wenn mind. drei Familien zusammenkommen. Der erste Termin der Trageberatung kann ebenfalls in einer Kleingruppe stattfinden. Sprich mich also gern an, wenn Du noch andere Interessierte in Deinem Umfeld kennst.